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Neues Leben an der Wurm

Dienstag, 22. April 2025

Biotop im Wurmtal entwickelt sich zum Refugium für bedrohte Arten

Ein außergewöhnliches Naturparadies hat sich im Zuge der Renaturierung der Wurm bei Geilenkirchen entwickelt. Zwischen der Realschule und Burg Trips ist ein ökologisch wertvolles Biotop entstanden, das nicht nur Naturfreunde begeistert, sondern auch seltenen Tierarten neuen Lebensraum bietet. Durch gezielte Schutzmaßnahmen wird das Gebiet nun dauerhaft vor Störungen bewahrt – zum Wohl von Mensch und Tier.

„Dieses Biotop zählt zu den ökologisch wertvollsten Bereichen im gesamten Wurmtal“, hebt Hans-Georg Bommer hervor, der seit über 50 Jahren als Ornithologe und aktives Mitglied des Naturschutzbundes Deutschland e. V. (NABU) in Geilenkirchen tätig ist. Auch Vereinsfreund Theo Reinartz teilt diese Einschätzung. Bereits kurz nach Abschluss der Umgestaltung zeigten sich vielversprechende Erfolge: Rote-Liste-Arten wie Zwergtaucher, Teichralle oder Waldwasserläufer wurden gesichtet – ein klares Zeichen für die hohe Qualität des Lebensraums. Auch Insekten, darunter seltene Libellen wie die Kleine Zangenlibelle oder die Gemeine Keiljungfer, könnten künftig häufiger auftauchen. Kiesbänke, Staudenfluren und Ufervegetation bieten ideale Bedingungen für Brut und Rückzug, sodass das Biotop für Gastvögel und Durchzügler zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Doch der anfängliche Artenreichtum geriet bald ins Wanken. Häufig betreten Spaziergänger, teils in Begleitung freilaufender Hunde, das sensible rund 300 Meter lange Gebiet – trotz vorhandener Verbotsschilder. Die Folge: Scheue Arten verschwanden und das Biotop war phasenweise nahezu vogelleer. „Darauf angesprochen zeigen die meisten Passantinnen und Passanten Verständnis, doch es gibt auch immer wieder aggressive Reaktionen“, so Theo Reinartz.

Auf die zunehmenden Störungen reagierte die Stadt Geilenkirchen entschlossen. Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld und Beigeordneter Stephan Scholz unterstützten ein Maßnahmenpaket, das neben Information auch auf natürliche Barrieren setzt. Neben Schildern und Strauchpflanzungen wurde Anfang dieses Jahres eine sogenannte Benjeshecke errichtet – eine lockere Totholzhecke aus Ästen und Zweigen, die als physische Begrenzung dient und gleichzeitig ökologischen Mehrwert bietet. „Diese Form des Schutzes hat sich als besonders wirksam erwiesen“, betont Bürgermeisterin Ritzerfeld. Zuwiderhandlungen wurden seitdem kaum noch beobachtet. Bommer sieht daher gute Chancen, dass sich die Artenvielfalt bald wieder erhöht – möglicherweise schon in diesem Jahr mit der Rückkehr der Teichralle und des Sumpfrohrsängers als Brutvögel.

Die Grundlage für das heutige Biotop wurde durch die Renaturierungsmaßnahmen des Wasserverbands Eifel-Rur geschaffen. Vor rund 40 Jahren wurde die Wurm begradigt – eine Entscheidung, die aus heutiger Sicht als ökologischer Fehler betrachtet wird, erklärt Beigeordneter Scholz. Erst im Zuge der Umsetzung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie, die 2000 in Kraft trat, wurde die Wurm ökologisch wieder aufgewertet. Ihr nun wieder naturnaher Verlauf, unterstützt durch gezielte Strukturmaßnahmen, schafft neue Lebensräume für Flora und Fauna. Der Wasserverband investierte rund 1,6 Millionen Euro – unter anderem in neue Brücken, eine breite Flussschleife und natürliche Kiesbänke. Dieses sogenannte „Trittsteinkonzept“ soll entlang der Wurm kleine Oasen entstehen lassen, die sowohl dem Wasserschutz als auch der Artenvielfalt zugutekommen. Beigeordneter Scholz: „Die Renaturierung der Wurm war ein bedeutender Schritt zur ökologischen Aufwertung des Stadtgebiets. Die positiven Effekte sind nun deutlich sichtbar.“

Der Appell bleibt: Die Bevölkerung ist eingeladen, die Natur zu erleben – jedoch rücksichtsvoll. „Wir möchten niemanden von der Natur fernhalten“, betont Reinartz. Die erhöhte Brücke entlang des Weges bietet eine ideale Aussicht auf das Biotop, ohne den Lebensraum zu stören. Ein Gewinn für Natur, Mensch und die Artenvielfalt im Wurmtal. „Dieses Biotop ist derzeit einzigartig im Wurmtal – ein echtes Pilotprojekt für den Naturschutz. Lassen Sie uns gemeinsam dafür sorgen, dass es so bleibt!“, schließt Bommer ab.

Auf dem Foto v. l. n. r.: Hans-Georg Bommer, Beigeordneter Stephan Scholz, Theo Reinartz, Bürgermeisterin Daniela Ritzerfeld


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